Dienstag, 16. Mai 2017

Stay with the facts...





"Stay with the facts" ist der Werbeslogan von NPR, National Public Radio, einem Radioprogramm aus den USA, das nicht vergleichbar ist mit unserem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber wohl einen ähnlichen Auftrag erfüllen will. Finanziert und mit Inhalt befüllt wird es durch Spenden, Sponsoring und durch Sendebeiträge assoziierter Radiostationen aus den ganzen USA.

Obwohl auch bei NPR eine Tendenz in die politisch "linke" Richtung eindeutig erkennbar ist, ist es noch nicht ganz so schlimm wie in Deutschland. Bei NPR kommen jedenfalls oft unterschiedliche Meinungen zu ihrem Recht, sei es in Diskussionen oder wenn Hörer live anrufen und mitdiskutieren können. Allerdings ordnen die Moderatoren dann immer wieder die Meinung in richtig und falsch ein. Nicht vordergründig und mit dem Holzhammer, aber man merkt es.

Ich höre NPR auf der hiesigen Frequenz seit etwa 2 Monaten und meist, wenn man die politische Einstellung der Moderatoren ausblendet, ist man recht gut informiert. Dass es aber mit dem "bei den Fakten bleiben" bei NPR auch nicht immer so hinhaut, hab ich letzte Woche ein paar Mal erlebt.

Großes Thema in dieser Woche war die Absicht von US-Präsident Trump, das "Pariser Klimaschutzabkommen" (mir fällt es schon schwer, so einen Unsinn auszuschreiben) aufzukündigen. Also ging es dann um Themen wie Klimawandel und Energie.

Anfang der Woche gab es eine Diskussionsrunde rund um China und seine Rolle in der Energiedebatte. China sei Marktführer bei Solarzellen und damit Vorreiter in Sachen "Erneuerbarer Energien" und ein Beispiel für fortschrittliche und zukunftsweisende Industriepolitik.

Nun, der Fakt, dass China Weltmarktführer in der Herstellung von Solarzellen ist, ist sicherlich richtig. Das ist allgemein bekannt. Der ganze Rest, der um diese Tatsache herum aufgebaut wurde, ist jedoch schlicht falsch.

Die chinesische Solarindustrie ist wie die deutsche ein auf Subventionen aufgebautes und damit völlig marktfernes Konstrukt. Zunächst wirkte die deutsche EEG-Umlage wie ein Magnet auf chinesische Hersteller (wurde doch die Abnahme jeder denkbaren Menge durch diese versteckte Subvention garantiert), danach unterstützte die chinesische Regierung die heimische Industrie mit Subventionen, um einen Preisabstand zu den deutschen Herstellern zu stützen und um die europäischen Importzölle abzufedern.

Wie auch immer sich der Markt künftig entwickelt, ein tragbares Zukunftsmodell ist eine Industrie, die auf Subventionen aufbaut, niemals. Am Beispiel der deutschen Solarindustrie, die mit der wohl endgültigen Insolvenz von SolarWorld ebenfalls letzte Woche ihren letzten großen Akteur verlor, lässt sich das beispielhaft betrachten.

Als Vorreiter der sog. "Erneuerbaren Energien" allgemein kann man China ebenfalls nicht bezeichnen. China plant und baut hunderte neuer Kohlekraftwerke und hat gerade jüngst sechs große Regionen von den Standortplanungen für neue Windkraftanlagen ausgenommen. Es rechnet sich einfach nicht. Ohne weitere Subventionen. Und die ist China nicht bereit, zu gewähren. Ihr eigenes Land wollen sie sich nicht mit Zehntausenden Windmühlen zupflastern und um der deutschen Windanlagenindustrie Konkurenz zu machen, ist der Weg von China nach Deutschland einfach zu weit. Solarzellen sind eben einfacher zu transportieren als große, schwere Rotorflügel.

Wer "Stay with the facts" als Slogan hat, sollte diese Fakten nennen! Es handelt sich dabei auch nicht um Geheimwissen.

Ein paar Tage später ging es speziell um die Windenergiebranche in den USA. Da kam dann ein Experte zu Wort, der behauptete, in der windreichen Region West-Texas sei Windenergie inzwischen billiger als fossile Energie, also Energie aus Öl, Gas oder Kohle. 

Und keiner der gebildeten, erwachsenen Menschen in der Diskussionsrunde hatte dabei ein Störgefühl oder fragte mal nach, wie denn solche Berechnungen zustande kämen.

Wie kann eine Energieerzeugungsform, die permanent ein Backup aus fossilen Kraftwerken benötigt, günstiger sein als die fossilen Kraftwerke ohne die zusätzliche Energieerzeugungsform?

Für diese Frage braucht man weder Physik, noch Mathe und auch nicht BWL studiert zu haben. Es reicht die Alltagserfahrung, dass der Wind eben nicht immer weht. Und dass wir auch gern Strom haben und auch brauchen, wenn es windstill ist.

Deutsche Quantitätsmedien wie "DIE ZEIT" haben diese Alltagserfahrungen offensichtlich auch noch nicht gemacht, denn sie verbreiten denselben Unsinn.

Energieexperten bei der "ZEIT"

Da erfährt dann der Leser, dass sich Windenergie lohnt, während es unwirtschaftlich geworden ist, Kohlekraftwerke zu bauen. Für die Redakteure und die Leser der "ZEIT" ist das Weltbild an dieser Stelle fertig.

Dass sich Windenergie nur wegen unfassbar hoher Subventionen lohnt und dass sich Kohlekraftwerke nicht rechnen können, wenn sie aufgrund des gesetzlichen Vorrangs von Windenergie nur noch unregelmäßig und selten unter Vollast Strom produzieren dürfen, stört nur das heile Bild der sauberen Energiezukunft. Wer interessiert sich schon für den schnöden Mammon. Geld ist doch eh die Geißel der Menschheit (außer man bekommt es "vom Staat" für einen guten Zweck).

Windenergie Subventionen in den USA

Auch hier wurden zu einer an sich richtigen Information (dass sich Windenergie rechnet), die wesentlichen Fakten weggelassen. Nämlich, dass es sich nur für die Betreiber aufgrund hoher Subventionen rechnet.

Den Höhepunkt gab es dann gestern morgen im Radio. Ich weiß gar nicht, ob ich das Gesagte so wiedergeben kann, wie es dort gesendet wurde. Da gab es ein Interview mit einem ehemaligen General der amerikanischen Streitkräfte, Gerald Galloway. Es ging um den Klimawandel als Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA. Ich saß im Auto, als ich das hörte und dachte, ich bin im Paralleluniversum.

Vergesst islamische Terroristen, vergesst Kim Jong Un und auch die iranischen Atom-Zentrifugen! Vergesst Putin und Hackerangriffe! Die wahre Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA ist der Klimawandel!

In dem Interview ließ der ehemalige General wirklich keinen Superlativ aus, um die Bedrohung durch den Klimawandel zu beschreiben. Ein völlig unbedarfter Hörer müsste meinen, in einigen Jahren erkennt man die Landkarte nicht wieder, vor den Türen des reichen Westens werden Milliarden "Klimaflüchtlinge" lauern, die von Dürren (und natürlich auch gleichzeitigen Unwettern) aus ihren angestammten Regionen vertrieben werden. Und natürlich findet der Klimawandel nur in den Entwicklungsländern statt, während wir im Westen offensichtlich davon verschont bleiben, denn es wollen ja alle zu uns. Der Klimawandel wird den Kampf um die Ressourcen befeuern (Öl, Wasser, Land) und zum Beinahe-Todesurteil für unsere Zivilisation werden!

Hallo? Erde an Galloway! Geht es auch ne Nummer kleiner? 

Die Profiteure dieser aberwitzigen "Klimawandel-Theorie" und der dazugehörigen Energiepolitik müssen sehr besorgt um ihr Geschäftsmodell sein, wenn jetzt die schweren Waffen aufgefahren werden. Bedrohung für die nationale Sicherheit! Oh Mann...!

Ich habe bei NPR ein Transcript des Interviews gefunden.

Klimawandel als nationale Bedrohung

Das Radiointerview war noch etwas ausführlicher als der Text. Er wurde offensichtlich zusammengefasst. Aber auch der Text ist schon voll von absurden und albernen Behauptungen. 

Da kann z.B. das Militär künftig seine Flugzeuge nicht mehr in die Luft bringen, weil der Flugplatz unter Wasser steht.

Na klar, ganz plötzlich steht der Flugplatz unter Wasser. Einfach so. Da sind die sog. "Klimaforscher" angeblich in der Lage, hunderte Jahre den Meeresspigel vorauszusehen, aber ein Starkregen in der Nähe einer Militärbasis überrascht sie.

Das Militär kann seine Truppen nicht mehr in fremden Ländern anlanden (was wollen die eigentlich da?), weil der Strand nicht mehr da ist.

Wie bitte? Man will mir also erzählen, das Militär sucht zwar permanent mit Satelliten die ganze Welt ab, kann Menschen quasi beim Frühstücken oder Stuhlgang zusehen, übersieht aber einen Strand, der eben noch da war und jetzt plötzlich weg ist?

Und da kein Strand der Welt wegen einem Unwetter plötzlich einfach so verschwindet, soll ich nach dieser Aussage also glauben, dass das US-Militär keine aktuellen Daten verwendet, sondern z.B. im Jahre 2028 denkt: na Mensch, im Jahre 2017 war da noch ein Strand. Dann wird der jetzt wohl auch noch da sein. Dann landen wir unsere Truppen eben da an. Was kann schon schiefgehen?

Und keiner, nicht ein einziger hat in der Zwischenzeit mitbekommen, dass der Strand nicht mehr da ist?

Ich könnte jetzt allein mit diesem Beispiel noch weiter fortsetzen und es in eine aberwitzige Realität überleiten, um den hahnebüchenen Schwachsinn deutlich zu machen, der hier den Hörern erzählt wird. Vielleicht setze ich das irgendwann mal fort. Heute nicht. 

Und die Interviewerin lauschte andächtig und bekam wahrscheinlich schon das große Grauen.

UNFASSBAR! und es wird tatsächlich Leute geben, die DAS glauben.

"Stay with the facts"... wow!

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